Die Frauen des Lazarus: Roman (B00QR24TK2) by Marina Stepnowa

Die Frauen des Lazarus: Roman (B00QR24TK2) by Marina Stepnowa

Autor:Marina Stepnowa [Stepnowa, Marina]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: btb Verlag
veröffentlicht: 2015-03-16T04:00:00+00:00


Nach Hause wurde Galina Petrowna erst eine Stunde später gefahren – sie war sehr still, sauber gewaschen, glattfrisiert mit Lindts Kamm, den er verschämt und hastig im Badezimmer gewaschen hatte –, Teufel noch mal, ich alter Esel, komplett voller Schuppen, ganz grindig, na, macht nichts, es findet sich alles, aber dieser Nikolaitsch, es will mir nicht in den Kopf, wie er sie dazu gebracht hat herzukommen, der alte Schluckspecht, man müsste ihm spaßeshalber einen Orden für seine Bemühungen geben.

Galina Petrowna hatte es kategorisch abgelehnt, zu essen und zu trinken, sodass der unberührte Festtisch inmitten des Zimmers stehen gelassen worden war und sich augenscheinlich der eigenen deplatzierten Pracht schämte. Lindt, der sich in Komplimenten und Entschuldigungen erging, versuchte, alles zu erklären – Galina Petrowna entschuldigte sich ebenfalls, ohne ihre langen, an den Spitzen verklebten Wimpern zu heben. Nein-nein, niemand hat sie hierher verschleppt oder genötigt – im Gegenteil, sie freue sich selbst, dass … Galina Petrowna schwieg, warf sich in ihrer eigenen Schädelhöhle hin und her und tastete fieberhaft blind die eisigen, steinernen, fast schwitzenden Wände ab – nein, nein, das war kein Ausweg, hierhin darf man auf keinen Fall, JENER hatte gesagt, dass man Nikolenka einsperren, quälen und foltern würde, er hatte auf einem Teller Schicht für Schicht einen vor gelbem Fett triefenden Störfisch ausgebreitet und dabei genüsslich erzählt, wie genau es ablaufen würde.

Galina Petrowna schluckte und hob ihre unglaublich graublauen Augen zu Lindt:

»Ich habe nur gewartet und bin ein wenig eingedöst und als Sie plötzlich kamen, war ich noch ganz benommen, wissen Sie … Was man nicht alles träumt. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie gestern missverstanden habe, es ist mir wirklich sehr peinlich. Deshalb bin ich auch hier – um mich zu entschuldigen. Sie haben sicher gedacht, ich bin eine dumme Gans, nicht wahr?«

Wie eine rotierende Windmühle ratterte Lindt mit all seinen Flügeln auf einmal und sprudelte einen wilden Redeschwall hervor, in dem er selbst unterging – aber was reden Sie denn, Galina Petrowna, wie können Sie nur denken und so weiter und so fort. Für den war sie also auch Galina Petrowna. Nikolenka hingegen redete sie wie ihre Mama mit Galjunja an und seine Lippen spitzten sich dabei so, als wolle er leise und sanft pfeifen oder sie genau so leise und sanft küssen. Mama! Galina Petrowna klammerte sich augenblicklich an diesen rettenden Gedanken – natürlich, Mama! Sie würde Rat wissen, sich etwas ausdenken, Mama würde sie retten! Eine vergebliche Hoffnung, aber haben Sie schon viele nicht vergebliche Hoffnungen gesehen?

Als statt des erwarteten Ungeheuers der Alte von gestern aus der Uni ins Esszimmer gekommen war, der Gehilfe des Magiers, hatte sich Galina Petrowna, die sich bereits gänzlich auf den Albtraum, in den sie geraten war, eingestellt hatte, so gefreut, dass sie fast die Besinnung verlor – dies war ein Bekannter, ein Mann, mit dem sie gesprochen hatte, wenn auch nur ein paar Minuten, aber er musste ihr helfen, sie erlösen, von Sowjetmensch zu Sowjetmensch, in Galina Petrownas früherem Leben war das Böse schließlich immer absolut anonym gewesen,



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